(Bild oben: Henschel während einer seiner seltenen Urlaube. Hier am Strand in der Dominikanischen Republik.)
Am 29.06.2016 – heute vor 4 Jahren – erreichte uns die Nachricht, dass Heinz Henschel nicht mehr lebt. Dieses Datum war das Ende für den Dreher Henschel und zeitgleich die Auferstehung des Künstlers Henschel. Heute können wir froh darüber sein, dass Henschel nur seine Biografie vernichtete bevor er starb. Sein Werk ließ er bestehen und übergab es an die Nachwelt.
Nach der Zeit der Trauer und nach der Spanne der Euphorie, die die erste Ausstellung seiner Bilder mit sich brachte, begann die Zeit der Besinnung und der Aufarbeitung. Die Frage „Wer war Heinz Henschel?“ wurde immer drängender. Es gab viele Anhaltspunkte, die wir alle einsammelten und zusammenlegten. Doch das Ergebnis war mager und teilweise wirr oder sogar offenkundig falsch. Noch wussten wir nicht, welch perfektionistischer Verschleierer Henschel war.
Der Herbst 2019 markierte eine Wende, die uns für viele neue Betrachtungen die Augen öffnen würde. Die Kunsthistorikerin Nina Schulze schloss sich dem Team an und der Dokumentarfilmer Andreas Fröhlich wurde auf den Künstler aufmerksam. So wird heute an zwei „Baustellen“ gleichzeitig Aufklärung betrieben. Während Nina Schulze sich den teilweise einzigartigen Techniken des Autodidakten widmet und hierbei sein kreatives Potenzial offenlegt, ging das Team mit dem Dokumentarfilmer Fröhlich auf die Reise zu den Wurzeln.
Zu Beginn dieser Reise, die uns ins schlesische Brockau führte, berichteten wir teilweise noch in den sozialen Medien. Dann aber überschlugen sich die Ereignisse und wir fanden uns unerwartet an den Orten wieder, an denen Heinz deutliche Spuren hinterließ. Heute wissen wir, dass die bisherige Biografie Henschels, die wir z.B. im Katalog „Oh wie schön …“ veröffentlicht haben, mit den tatsächlichen Geschehnissen kaum etwas gemein hat.
Henschel kam weder aus Coswig in Sachsen, noch wurde seine Familien aus Schlesien vertrieben. Wir fanden seine Familie – mit der wir uns heute sehr verbunden fühlen – an einem ganz anderen Ort. Henschels Neffen, die ahnungslos waren, schlossen sich mit Begeisterung unserer Suche an. Wir fanden auch düstere Orte, die Henschels Schaffen nachweislich beeinflussten. Wir suchten Zeitzeugen und erhielten die Unterstützung von Archivaren, Bürgermeistern und Justizbeamten. Und einige Male kamen wir wiederholt zu spät, weil wir manchen Zeitzeugen nur noch Blumen auf das Grab legen konnten.
Natürlich stießen wir dabei auch auf sehr private oder familiäre Dinge. Das war auch der Grund, warum unsere Berichterstattung so abrupt endete. Wir wollten nicht unbedacht handeln und müssen nun sehr genau überlegen, was davon an die Öffentlichkeit gehört und welche Teile davon geschützt werden müssen. Dies passiert in sehr enger Absprache mit den Neffen des Künstlers.
Man kann die letzten 5 Monate auch nicht einfach so in einem Blog im Internet herunter erzählen, als wäre es ein Reisebericht. Was wir erfahren haben, muss nun nach dem gefiltert werden, was kunsthistorisch relevant ist und dem, was Heinz Henschel nicht öffentlich preisgeben würde.
Unser neues Wissen wird Teil eines Buches sein, welches derzeit entsteht. Es wird voraussichtlich im Juli 2021 erscheinen. Der Termin fällt bewusst auf diesen Zeitraum, weil dann eine besondere Ausstellung an einem besonderen Ort eröffnet wird. Wir verraten an dieser Stelle nur so viel: Es wird in der Bauhausstadt Dessau sein, dem Ort, der Henschel geprägt hat.
Vor 4 Jahren starb Heinz Henschel. Auf dem letzten Besuch im Friedwald in den Niederlanden suchten wir die Stelle, an dem die Asche verstreut wurde. Wir hatten sie nicht markiert, da dies dort nicht gestattet ist. Wir mussten feststellen, dass wir nicht mehr wussten, wo es genau war, weil sich die Vegetation ständig ändert. Damit ist nun der genaue Ort seiner Grabstätte nicht mehr bekannt. Ganz im Sinne des Künstlers.