Schnipseljagd

Nachdem wir am Wochenende vor laufender Kamera neue verschlüsselte Botschaften von Henschel gefunden hatten, haben wir begonnen seine Bücher noch einmal genau dahingehend zu prüfen. Möglicherweise wurde ja noch mehr übersehen.

Die Bücher sind eine nicht unwichtige Quelle seiner Inspiration gewesen. Es sind gängige Titel über verschiedene Kunstrichtungen. In aller Regel Kompendien zu den verschiedenen Richtungen der Kunst und deren Epochen.  Auch einige Sachbücher und Lexika sind darunter. So gut wie alle enthalten Markierungen und Unterstreichungen, teilweise sind sie mit Randnotizen oder einem Häkchen versehen. Interessierte sich Henschel für etwas, kam es vor, dass er es ausschnitt. Um nachvollziehen zu können, was er an den verschiedenen Stellen heraus geschnitten hatte, haben wir alle betreffenden Bände in den Antiquariaten ein zweites Mal beschafft. So ergab sich für uns ein gänzlich rekonstruierbares Bild.     

Ein weiteres Merkmal der Durchsicht dieser Bücher sind die Lesezeichen, die der Künstler häufig verwendete. Auch sie verraten etwas über sein Leben und Handeln. Henschel kaufte natürlich keine selbstklebenden „Post-It-Zettelchen“, um Seiten zu markieren, auf die er später noch einmal zurückgreifen würde. Er nutze dafür vorhandenes Papier, das er sich zu Streifen zerschnitt. In aller Regel waren dies alte Fernsehzeitschriften oder Kalenderblätter. Beide ergeben wiederum Rückschlüsse. Aus den Schnipseln, die aus den TV-Programmheften entstammen, können wir tatsächlich sein Fernsehverhalten ablesen. Er studierte die Hefte im Vorfeld genau und durchstrich alle Sendungen, die es nicht wert waren, gesehen zu werden. Er war also ein sehr planmäßiger Fernsehschauer. Die Teile der Kalenderblätter, die auch recht häufig die Rückseiten seiner Bilder sind, lassen den Blick auf ein sehr strukturiertes Leben zu. Er lebte nie in den Tag.

Es gibt aber auch noch eine dritte Form der Lesezeichen. Das erste viel uns auf, weil es einfache Linien aufweist. Auf den ersten Blick belanglos. 20 Seiten weiter im Buch wieder ein solches Lesezeichen, wiederum mit Linien; gefolgt von vier weiteren Zeichen. Auf dem letzten war dann deutlich ein Gesicht zu erkennen. Also wieder zurück an den Anfang um alle Lesezeichen heraus zu nehmen und einmal nebeneinander zu legen. Als Ergebnis haben wir eine von Henschel verworfene Skizze. Sie landete aber nicht im Müll, sondern wurde einem neuen Zweck zugeführt.

Es gibt immer wieder kuriose Wege, wie wir dem Maler auf die Spur kommen. Diese Art jedoch war nicht vorhersehbar. Nun bekommt das Werksverzeichnis einen weiteren Eintrag.