Auf den Spuren in die Vergangenheit

Die Geschichte der Vertreibung aus Schlesien im Jahr 1945 ist auch der Beginn der Geschichte von Heinz Henschel. Ich kannte dieses Drama durch meine eigene Familie, aber das eiserne Schweigen darüber brachte es nie zur Sprache. Mein eigener Vater verlor nie ein Wort darüber. Er verweigerte in den Jahren nach der Flucht sogar selbst das Sprechen und verstummte über zwei  Jahre. Dieses Schweigen bestimmte auch die Geschichte Henschels. Heute belese ich mich wieder und wieder damit, um zu verstehen, was damals passiert ist und was die Menschen empfunden haben müssen, die dieser Flucht ausgesetzt waren. Wer dieses Leid und diese Not in frühen Jahren erfahren musste, der kennt den Rest seines Lebens Dankbarkeit für Frieden und Wohlstand.

Übermorgen begebe ich mich mit einem Doku-Filmteam nach Brochów, dem ehemaligen Brockau in Schlesien, wie es früher hieß. Wir begeben uns auf Spurensuche zu den Anfängen. Wir folgen der Route Henschels von Beginn an. Viele Recherchen sind voraus gegangen, das Internet wurde durchwühlt und dem Namen Henschel in vielen alten Aufzeichnungen hinterher gejagt. Immer mit der nötigen Distanz zu seiner Person, aber immer auf Tuchfühlung mit den Erlebnissen dieser unvorstellbaren Zeit der Entbehrung, des Jammers und der Not.

Unsere Reise wird auch entlang der ehemaligen innerdeutschen  Grenze führen, an der Henschel sein zweites Trauma erlebte. Die zweite Flucht. Diesmal vor einem politischen System, welches Eingrenzung und zwangsweise Anpassung bedeutete. Von dreien, die loszogen, kamen nur zwei an.

Coswig, der Ort an dem Henschel aufwuchs, steht als dritter Punkt auf unserer Liste. Auch hier werden wir uns umsehen, um die Bilder zu suchen, die Henschel in seiner frühen Jugend  umgeben haben. Es wird spannend werden, was uns alles auf dieser Reise in die Vergangenheit des Künstlers begegnet.

Wir werden berichten.