Februar 2019

HH_1046 // 95mm x 97mm

Die Seite 1 im Buch der Erzählwelten

Wer sich länger mit Heinz Henschel beschäftigt hat, kennt seine wunderbaren Erzählwelten. Es sind Geschichten, die er nie in Worte gefasst hat. Stattdessen ließ er seine Bilder erzählen. In diesen Welten stecken all seine Sehnsucht, seine Leidenschaft, seine Erinnerung, seine Melancholie, die Suche nach der großen Liebe und der Geborgenheit, die er zu Lebzeiten nie gefunden hatte. Verlor er im wahren Leben nie auch nur ein Wort über sein Innerstes, so entluden sich all diese Emotionen in diesen Bilder. Bei unseren Recherchen nach weiteren Motiven Henschels sind wir auf ein Bild gestoßen, das einen Meilenstein im Oeuvre repräsentiert. Ein Bild, das eine wahre Flut von bildlichen Ereignissen zur Folge hatte. Es ist nur ein kleines Bild (10×10 cm), aber es ist von größter Bedeutung. Der Beginn der Geschichte. Die Seite 1 im Buch der Erzählwelten. Ihm sollten noch viele Werke folgen, die uns die Geschichte des Künstlers eröffnen. Dieses wichtige  Werk befindet sich in Privatbesitz und ist nicht Teil der Sammlung. Der zierliche Rahmen ist versiegelt. Daher gibt es keine Möglichkeit einen Blick auf die Rückseite zu werfen, um ggf. einen Hinweis auf das Entstehungsdatum zu erlangen. Im Werksverzeichnis hat es die Nummer HH_1046 erhalten. Die erste Erzählwelt, die eine uns bekannte Datierung aufweist, ist Bild Nummer HH_0072. Es stammt aus dem Jahr 1997. Nummer 72 weist viele ähnliche Bildelemente wie das entdeckte Erstlingswerk auf. Als markant dürften hier die vielfach vorkommenden schneckenartig gerollten Stilelemente zu nennen sein, die oft gestreift daherkommen. Während sich in dem Werk mit dem alles begann die Gesichter noch deutlich zeigen, verschmelzen sie in Nr. 72 schon stärker mit der Umgebung und sind nicht mehr auf den ersten Blick zu erkennen. Das Jahr 1997 ist ein durchaus markantes Jahr im Rückblick auf das Leben Henschels. Es ist exakt jenes Jahr, in dem sein soziales Umfeld zerfiel und er den Kontakt zu seinen engsten Freunden verlor, als diese aus der Hausgemeinschaft fortzogen. Erst 16 Jahre später (2013) sollten diese Freunde wieder vereint werden. 3 weitere Jahre später verstarb Henschel an seiner Krankheit.

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Puzzlespiele

Während jeder erneuten Durchsicht der Arbeiten Henschels und seiner Skizzenblätter nimmt man sich immer wieder Blätter in die Hand, die man vormals schon so oft betrachtet hat. Jedes Betrachten führt zu einem neuen Ergebnis des Gesamteindruckes, den man erhält. Die Einzigartigkeit eines jeden Werkes zeigt sich dem Betrachter aber oft erst beim zweiten oder dritten Anblick. Da gibt es diese kleinen Vögel. Unscheinbar tauchen sie bei jeder Sichtung auf und verschwinden wieder in der Vielzahl der Blätter. Doch diese Mal sahen wir genauer hin. Das Motiv ist klein, wie so oft. Gerade mal 7cm hoch und zirka 4 cm breit. Die Farben sind harmonisch und strahlen kräftig. Und dann fällt einem unter der Lupe auf, dass Henschel hierfür keinen Stift gezückt hatte, sondern eine Schere und Klebstoff. Es ist eine Kollage. Eine Technik, derer er sich gerne bediente. Die Schnipsel sind farblich gefühlvoll ausgewählt. Es sind kleinste Teile einer illustrierten Zeitschrift. Millimeterweise tranchiert. Der rote lange Kamm am Kopf des Vogels misst sogar nur einen halben Millimeter. Wir wären nicht wir, wenn wir die sichtbaren Elemente nicht ausgezählt hätten. Henschel hat diesen Vogel aus min. 120 Puzzle-Teilen  erschaffen. Ein Mikrokosmos, der nicht einen Hauch des verwendeten Klebstoffs preisgibt. Nirgends wurde auch nur ein Quäntchen über den Rand hinaus geklebt.

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Du denkst, du kennst alles ….

Du denkst, du kennst alles …. Auch wenn das Rätsel Henschel vermutlich nicht lösbar ist, spielt einem das Leben doch immer wieder Puzzle-Teile zu. Manchmal sind es auch Werke oder Skizzen. Derzeit bereiten wir im Rahmen einer Kuratierung eine Vorauswahl vor. Aus dem Archiv müssen alle Bilder herausgesucht und für die kommende nähere Betrachtung in eine Mappe zwischengeparkt werden.     Die Mappen, die wir dafür nutzen, hat Henschel selbst angeschafft. Einfache aus dünnem Karton bestehende Faltkartonagen. Sie wurden in seiner Wohnung gefunden, mitgenommen und dem Fundus beigefügt. Heute benutzen wir sie, um die einzelnen Exponate während des Handling vor Beschädigungen zu schützen. Heinz Henschel nutze sie ebenfalls dafür. Ab und zu griff er sich aber eine solche Mappe und begann auf ihr zu zeichnen. Es war vermutlich gerade nichts anderes greifbar. Zählen wir nun 1 und 1 zusammen, dürfte klar sein, was uns nun beim Abtragen des Mappenstapels in die Hände fiel. Ein bisher unentdeckter Henschel. Ein Gesicht, wie so oft. Ein Häuptling, ein Wächter? Wachsmalstift auf den Grund aufgetragen. Die Konturen geritzt. Das Entstehungsjahr ist nicht bekannt.

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